Deutsche Straßenbahngesellschaft in Dresden - Die "Rote" Gesellschaft [1890 - 1905]

1889
  • 19. Juli:
    Vertragsabschluss zwischen dem Rat der Stadt und den Dresdener Unternehmern Grumpt, Bierling, Schwab und Co. zum Zwecke der Gründung eines Konkurrenzunternehmens zur "Tramways Company of Germany Limited".
  • 8. November:
    Gründung der AG "Deutsche Straßenbahn-Gesellschaft in Dresden" (DSG, "Rote" Gesellschaft wegen des roten Anstrichs ihrer Wagen), die viele Konzessionsbedingungen des Rates akzeptiert und unmittelbar nach Konzessionserteilung vorerst 3 Pferdeomnibuslinien einrichtet.
  • 20. Dezember:
    Eröffnung der Pferdeomnibuslinie Lennéstraße - Gruna durch die Rote Gesellschaft.

1890
  • 4. Januar:
    Die Rote Gesellschaft eröffnet die Linie Böhmischer Bahnhof - Neustädter Bahnhöfe (Pferdeomnibus).
  • 9. Februar:
    Es folgt die Omnibuslinie Friedrichstraße - Lennéstraße/Großer Garten.
    Die drei jetzt eröffneten Linien der Roten Gesellschaft sollen vorrangig das Publikum an das neue Verkehrsunternehmen gewöhnen und dienen der Einrichtung des Personals und der Pferde. Die 16 Omnibusse werden 1889 von C. Stoll gebaut, haben 12 Längssitze und werden zweispännig gefahren.
  • 21. September:
    Eröffnung der ersten Pferdebahnlinie der Roten Gesellschaft zwischen Friedrichstraße über Postplatz, Altmarkt, Straßendurchbruch Johannstraße (Teil der Wilsdruffer Straße), Grunaer Straße, Fürstenplatz (Fetscherplatz) bis zur Fürstenstraße/Holbeinstraße, Erweiterung bis zum Barbarossaplatz folgt anschließend (Streckenlänge 5,37 km).
  • 5. Oktober:
    Inbetriebnahme der Linie Theaterplatz - Postplatz - Friedrichsring (Dr. Külz-Ring) - Ferdinandplatz - Wiener Straße - Uhlandstraße/Schnorrstraße (3,45 km).
  • 30. November:
    Inbetriebnahme der Linie Bergstraße/Lindenaustraße - Plauenscher Platz - Postplatz - Pirnaischer Platz - Amalienplatz - Terassenufer - Albertbrücke - Glacisstraße - Albertplatz - Schlesischer Bahnhof (einer der Neustädter Bahnhöfe) (5,50 km).

1891
  • 23. April:
    Eröffnung der Streckenerweiterung Dippoldiswalder Platz - Friedrichsring - Maximiliansring (Ringstraße) - Pirnaischer Platz.
    Eröffnung der Strecke Böhmischer Bahnhof/Bismarckplatz (Franz-List-Pl.) - Bismarckstraße (Bayrische Straße) - Hohe Brücke (Neubau wegen der Umgestaltungsarbeiten an der Bergstraße in Vorbereitung des Bahnhofneubaus des Hauptbahnhofs, Verlegung der Bergstraßenbrücke zur Hohen Straße -> Hohe Brücke).
  • 14. Juli:
    Eröffnung der Strecke Schlesischer Bahnhof - Großenhainer Straße - Kanonenstraße (Stadtgrenze zu Trachenberge, Weinböhlaer Straße).
  • 1. August:
    Inbetriebnahme der Verlängerung Maxstraße - Friedrichstraße - Waltherstraße.
  • 2. August:
    Eröffnung der Verlängerung Großenhainer Straße - Trachenberger Platz - Wilder Mann.
  • 26. August:
    Eröffnung der Verlängerung Neustädter Bahnhöfe - Albertplatz ??
  • 4. Oktober:
    Fertigstellung der Strecke von der Holbeinstraße über den Barbarossaplatz bis zur Hüblerstraße/Schillerplatz und anschließende Inbetriebnahme.
  • 11. Oktober:
    Fertigstellung der Streckenverzweigung Trachenberger Platz - St. Pauli-Friedhof.
  • Inbetriebnahme der Wagenhalle in der Friedrichstraße für 30 Wagen.
  • Dezember:
    Inbetriebnahme des Pferdebahnhofs Trachenberger Straße für 190 Pferde und 30 Fahrzeuge.
  • Vier Omnibusse werden von C. Stoll, acht weitere von G. Lindner zu Pferdebahnwagen umgebaut. Die restlichen Vier verbleiben auf der Linie Lennéstraße - Gruna, bis diese im Jahr 1900 elektrisch eröffnet wird.
  • Ingenieur Schwab, der 1889 an den erfolglosen Versuchen mit einem Gasmotorwagen in Leipzig durch Blessing beteiligt war, gründet die "Dresdener Motorwagen-Gesellschaft". Teilhaber sind unter anderem der als Erfinder des Gasmotorwagens geltende Ingenieur Carl Lührig und Direktor Stößner von der Deutschen Straßenbahn-Gesellschaft in Dresden, die sich dadurch energisch für die Entwicklung dieses neuen Verkehrsmittels einsetzt.

1892
  • 28. Juli:
    Auf der Friedrichstraße wird zum ersten Mal Fachleuten und der Presse ein Gasmotorwagen im Probebetrieb vorgestellt.
  • 22. November:
    Fertigstellung der Strecke Grunaer Straße - Holbeinplatz (überbaut) - Ziegelstraße - Lothringer Straße - Albertbrücke - Glacisstraße - Melanchthonstraße - Holzhofgasse - Bautzner Straße/Forststraße.
  • Ende des Jahres sind bei der Roten Gesellschaft folgende Linien in Betrieb:
    Linie Länge
    Friedrichstraße - Pirnaischer Platz - Striesen (Hüblerstraße) 7,67 km
    Theaterplatz - Schnorrstraße/Franklinstraße 5,97 km
    Bergkeller (Fritz-Löffler-Platz) - Schlesischer Bahnhof 6,25 km
    Böhmischer Bahnhof - Albertbrücke - Schlesischer Bahnhof 5,50 km
    Albertplatz - Wilder Mann 3,90 km
    Böhmischer Bahnhof - Forststraße 4,91 km
    Albertplatz - St. Pauli-Friedhof 3,60 km

    Die Wagen sind Rot-Weiß lackiert.
    Da die Mitbenutzung der Gleisanlagen der Tramways Comp. nur auf 600 m Länge gestattet ist, hat die Rote Gesellschaft praktisch ein eigenes Gleissystem angelegt, was natürlich kleine Kuriositäten mit sich brachte.
  • Erste Verhandlungen mit der Firma Siemens & Halske zur Elektrifizierung des Streckennetzes.

1893
  • Frühjahr:
    Erneute Probefahrten eines größeren Gasmotorwagens zwischen den Neustädter Bahnhöfen und Wilder Mann.
  • 6. Juli:
    Eröffnung der ersten elektrischen Straßenbahn in Sachsen auf der Linie Schloßplatz - Blasewitz über Terassenufer - Sachsenplatz - Lothringer Straße - Gerokstraße - Blumenstraße - Böhnischplatz - Pfotenhauerstraße - Emser Allee - Naumannstraße - Schillerplatz.
  • 15. Juli:
    Nach der Eröffnung des "Blauen Wunders" (blaue Brücke) über die Elbe Verlängerung bis zum Körnerplatz in Loschwitz.
  • Der gemischte Betrieb im Stadtinnern (bis 1900) macht sich besonders nachhaltig bemerkbar, da Pferdebahnen und elektrische Triebwagen die gleiche Strecke benutzen.
  • "The Gas Traction Company Ltd." in London und Dresden übernimmt die Lührig'schen Patente und setzt den Bau und die Erprobung von Gasmotorwagen fort.

1894
  • 15. März:
    Beginn der Erprobung von Gasmotorwagen mit Decksitzen auf der gleichen Strecke wie 1893. Die für London-Croyden bestimmten Wagen hatten 26 Sitzplätze und einen Motor mit einer Leistung von 7,36 kW.
  • 28. Juli:
    Die Deutsche Straßenbahn-Gesellschaft eröffnet mit zunächst 4 Gasmotorwagen den öffentlichen Verkehr auf der Linie Albertplatz - Neustädter Bahnhöfe - Wilder Mann (4,4 km). Die Gasmotorwagen fahren an Stelle einiger Pferdebahnwagen, was bei deren Höchstgeschwindigkeit von 12 km/h ohne Fahrplanänderung möglich ist. Die Füllung der Gasbehälter der Wagen erfolgt von der dafür errichteten "Gaskraftstation" im Grundstück Großenhainer Straße 28, wo das Stadtgas auf einen Druck von 10 atü verdichtet und gespeichert wird.
  • 1. November:
    Nach dem Eintreffen eines fünften Gasmotorwagens verkehren diese alle 24 Minuten an Stelle der Pferdebahnwagen auf den Linien Albertplatz - Wilder Mann und Albertplatz - St. Pauli-Friedhof (4,1 km), so daß bis zum Trachenberger Platz ein 12-Minuten-Verkehr entsteht.
  • 10. Dezember:
    Eine Explosion beim Füllvorgang zeigt die Mängel der Gasbahn. Es sind weiterhin Gasgeruch, Rütteln der Wagen und öfteres Steckenbleiben von Wagen in der Kurve vor dem Wilden Mann (Radius von 17 Metern bei gleichzeitiger Steigung von 1:22) zu bemerken.
  • Verkauf des Kraftwerks in der Hertelstraße an die Stadt Dresden als Bedingung für die Erteilung neuer Konzessionen.

1895
  • 7. Juli:
    Übergabe der Königin-Carola-Brücke an den Verkehr, gleichzeitig wird die Strecke Amalienplatz (Rathenauplatz) - Carolabrücke - König-Albert-Straße (Albertstraße) - Albertplatz eröffnet.
  • 13. Juli:
    Betriebsvertrag mit der "Dresdner Straßenbahn-Gesellschaft", wonach u. a. beide Gesellschaften gegen Vergütung unbeschränkt die Haltestellen und Gleise der anderen Gesellschaft nutzen darf (vorher nur 600 m über die Elbbrücken).
    Da die Stadt Dresden und die Königliche Polizei-Direktion das Anbringen von Oberleitungen in der Innenstadt verbieten, müssen beide Gesellschaften eine größere Anzahl von Akkumulatorentriebwagen beschaffen. Dieser Akkumulatorenbetrieb bleibt bis 1906 bestehen.
  • 31. Dezember:
    Einstellung des stets nur als Probebetrieb betrachteten Verkehrs mit Gasmotorwagen, da sich der bereits am 6. Juli 1893 eingeführte elektrische Straßenbahnbetrieb auf der Linie nach Blasewitz dem Gasbetrieb eindeutig überlegen zeigt.

1896
  • 2. Mai:
    Eröffnung der elektrisch betriebenen Teilstreckestrecke Böhmischer Bahnhof - Lennéstraße - Stübelplatz (Straßburger Platz).
  • 29. Mai:
    Eröffnung der jetzt elektrifizierten Linie Pirnaischer Platz - Blasewitz (via Stübelplatz, Fürstenplatz, Barbarossaplatz).
  • Vom Pirnaischen Platz bis zum Altmarkt wird eine Unterleitungsstrecke eingerichtet. Sie erweist sich ebenfalls als nachteilig und wird 1903 wieder entfernt.
  • Der Straßenbahnhof I (Pfotenhauerstraße) für 80 Triebwagen und 35 Beiwagen ist fertiggestellt.

1897
1898
  • 30. Juni:
    Aufnahme des elektrischen Betriebs zwischen Güntzplatz (damals Teil der heutigen Ringstraße, etwa in Höhe des neuen Kreuzkirchenhauses) - Carolabrücke - Neustädter Bahnhöfe, zum Teil Akkumulatoren, zum Teil Oberleitungsbetrieb; dafür Wegfall der Pferdebahnlinie Böhmischer Bahnhof - Postplatz - Neustädter Bahnhöfe.
  • 28. August:
    Eröffnung der restlichen Strecke vom Güntzplatz über die Johannesallee (Ringallee von der Seestraße aus in Richtung Westen) zur Marienstraße.

1899
  • 26. September:
    Die Rote Gesellschaft eröffnet den Streckenabschnitt vom Altmarkt zur Friedrichstraße elektrifiziert.
  • 25. November:
    Aufnahme des Elektrischen Betriebs auf den Linien Wettiner Bahnhof (Bahnhof Mitte) - Bergkeller und Theaterplatz - Schnorrstraße.

1900
  • 10. April:
    Eröffnung der elektrischen Teilstrecke Stübelplatz - Karcherallee - Gruna, Grüne Wiese.
  • 18. Juni:
    Eröffnung der Linie Neumarkt - Gruna durch Fertigstellung des zweiten Teils der Strecke Stübelplatz - Moritzstraße - Neumarkt.
  • 25. Juli:
    Eröffnung der Linie Postplatz (Zwinger) - Löbtau - Plauen.
  • 1. August:
    Mit der Eröffnung der Linien Albertplatz - Wilder Mann und Albertplatz - St. Pauli-Friedhof ist die Elektrifizierung des Streckennetzes abgeschlossen.
    Gleichzeitig wird die Linie Schnorrstraße - Theaterplatz bis Neumarkt verlängert.
    Innerhalb der Stadt gilt ein einheitlicher 10-Pfg-Tarif.
  • 25. August:
    Bis zu dem Tage kommt es noch vereinzelt zum Einsatz von Pferdebahnen, dann rückt der letzte Pferdebahnwagen im Straßenbahnhof Trachenberger Straße ein.
  • 22. November:
    Eröffnung der Teillinie Wettiner Bahnhof - Könneritzstraße - Ammonstraße - Bismarckplatz - Strehlener Straße als erster Abschnitt der späteren Ringlinie 26.

1901
  • Durch die Freigabe der Marienbrücke für die Straßenbahn wird der Zusammenschluß der Linien Bergkeller - Wettiner Bahnhof und Neustädter Bahnhof - Wilder Mann zu einer Linie Bergkeller - Marienbrücke - Wilder Mann möglich.
  • Ende des Jahres betreibt die "Deutsche Straßenbahn-Gesellschaft in Dresden" folgende Linien:

    Linie: spätere Nummer: Länge:
    Friedrichstraße - Pirnaischer Platz - Hüblerstraße(Blasewitz)
    2
    7,87 km
    Theaterplatz - Schnorrstraße - Neumarkt
    4
    5,97 km
    Bergkeller - Marienbrücke - Wilder Mann
    8
    8,52 km
    Marienstraße - Carolabrücke - Neustädter Bahnhof
    10
    2,92 km
    Albertplatz - St. Pauli-Friedhof
    12
    3,66 km
    Neumarkt - Stübelplatz - Gruna
    14
    4,21 km
    Güntzplatz - Albertbrücke - Grenadierkaserne (heute Stauffenbergallee)
    16
    4,91 km
    Schloßplatz - Loschwitz
    18
    5,98 km
    Postplatz - Löbtauer Straße - Plauen (Habsburger Straße)
    22
    4,54 km
    Hauptbahnhof - Neustädter Bahnhof - Ackermannstraße (Ringlinie)
    26
    10,24 km

1902
  • 8. Oktober:
    Aufnahme des durchgehenden Betriebs Postplatz - Löbtau - Deuben durch pachtweise Überlassung der vom Staat erbauten Plauen'schen Grundbahn.

1903
  • 18. Juni:
    Betriebsaufnahme auf der vom Staat erbauten und von der "Roten" Gesellschaft gepachteten Gemeindebahn Loschwitz - Pillnitz.

1904
  • 31. März:
    Durch Vertrag mit dem Rat der Stadt Dresden werden folgende Strecken neu konzessioniert:
    Hauptbahnhof - Lennéstraße - Canalettostraße - Fürstenplatz - Pfotenhauerstraße
    Zwischenlinie Postplatz - Stübelplatz - Fürstenplatz - Altenberger Straße
    Verlängerung der Ringlinie von der Ackermannstraße nach Zschertnitz
    Verlängerung der Linie Wilder Mann - Bergkeller nach Räcknitz
    Verlängerung der Linie Neumarkt - Gruna bis Seidnitz.
  • 23. Juli:
    Eröffnung der Linie Hauptbahnhof - Pfotenhauerstraße.
  • 20. Dezember:
    Verlängerung der Ringlinie von der Ackermannstraße nach Zschertnitz.
  • Der Rat zu Dresden führt Liniennummern ein. Vorher hatten die Linien farbige Schilder auf den Wagendächern. Die "Rote" Gesellschaft bekommt gerade Liniennummern.

1905
  • 21. Januar:
    Inbetriebnahme der Verlängerung von Bergkeller nach Zschertnitz (Linie 8).
  • 1. Juli:
    Die "Rote" Gesellschaft geht in den Besitz der Stadt Dresden über.

---> "Städtische Straßenbahn"




zurück zur Übersicht (Startseite)       zurück zur Straßenbahnseite

© Martin Pröhl, 1999